Sarek 2006

Reisebericht Sarekdurchquerung 2006
von Ritsem nach Aktse


14.08. – 26.08.06

Nun sitzen wir schon wieder im ratternden Nachtzug und sehen schwedische Wälder am Fenster vorbeirauschen. Während wir gemütlich Abendbrot essen, denken wir darüber nach, dass wir nach der Mückenplage des vorigen Jahres auf dem Padjelantaleden nicht gedacht hätten, dieses Jahr schon wieder hier zu landen- doch damals ahnten wir nicht, dass wir uns bereits mit dem „Nordland-Virus“ infiziert hatten…

Mo., 14.08.

Endlich geht es los- mit dem Taxi fahren wir und die Rucksäcke zum HHer Flughafen- bis auf diverse Nahrungsmittel und Primus Gaskartuschen, die wir noch in Stockholm kaufen wollen, ist alles in den großen Osprey Rucksäcken verstaut.
Dank Quick-Check-In der LH können wir die Riesenschlange umgehen und unsere verpackten Rucksäcke gehen als Sperrgut (ohne gewogen zu werden?) sicher in die Maschine. Nach dem üblichen Prozedere mit Schuhe ausziehen passieren wir die Sicherheitszone. Als wir die Wanderstiefel gerade wieder anziehen wollen, stehen plötzlich und überraschend eWalds Frau und Tochter vor uns und erzählten, dass er am liebsten mitgekommen wäre und wir würden uns nicht wundern, wenn er uns tatsächlich Morgen in Ritsem am Bootssteg erwarten würde. Wir wünschten uns gegenseitig einen schönen Urlaub und machten uns auf in Richtung Gate, wo unsere Maschine um 13.50h abhob. Die Maschine war sehr klein und sehr wackelig, so dass Julia nach der Landung erleichtert feststellte, dass sie es keine Minute länger ohne Spucktüte ausgehalten hätte. Um 15.30h landeten wir in Stockholm Arlanda, machten uns Rucksäcke fertig und nahmen den Flughafenbus (Kosten ca. 190 Kronen p.P.) in die City (zum Busbhf.), wo wir wegen Staus erst gg. 17h ankamen. Zum Glück hatten wir noch genügend Zeit zum Einkaufen!!
Von HH aus hatte Stefan sich bereits Gas im Laden Naturkompaniet in der Kungsgatan 68 zurücklegen lassen. Die Kungsgatan liegt fast direkt am Hbf und man findet dort ca. 4 Outdoorläden und auch andere schöne Geschäfte…
Der Verkäufer fragte gleich interessiert, wo denn unser Urlaub hingehen würde und nachdem er unser Ziel „Sarek“ erfahren hatte, schlug er uns mehrere Routen vor.
Stefan ließ sich nur mühsam aus dem Laden lotsen, doch wir mussten schließlich noch Lebensmittel kaufen! Dies taten wir im Kaufhaus Ahlens- wir besorgten Knäcke, Schwarzbrot, salzige Butter und Schokolade. Fertigmahlzeiten hatten wir aus HH mitgebracht.
Die Zeit bis zur Abfahrt des Nachtzuges um 21.58h verbrachten wir lesend, beobachten und bei McDo. Kurz bevor es losgehen sollte, fiel uns ein Ehepaar auf, dass immer wieder auf unsere Rucksäcke starrte und offensichtlich über uns redete. Schließlich sprachen sie uns an und fragten, ob sie selbige einmal anheben dürften und wie schwer sie seien. Nachdem sie die Rucksäcke kaum heben konnten, erklärten sie uns für verrückt, setzten sich aber trotzdem zu uns und berichteten, dass sie den Padj. laufen wollen. Das Ehepaar selbst hatte zwei winzig kleine Rucksäcke, die fast kein Essen, geschweige denn einen Kocher enthielten.
Als der Zug kam, bezogen wir unsere Einzelkabine (online über http://www.connex.se gebucht) mit drei Klappbetten, aßen und lauschten dem Rumpeln des Zuges. Als der Schaffner kam, fragten wir ihn unserem grenzenlosen Optimismus (Selbstüberschätzung?), ob wir auch früher zurückfahren könnten, da wir noch glaubten, vielleicht einige Tage nach der Sarekdurchquerung in Stockholm verbringen zu können. Bald schliefen wir ein…

Die., 15.08.

Gg 12.10h kamen wir in Boden an, wo wir in Richtung Gällivare umsteigen mussten- der Zug stand schon auf dem ggüberliegenden Gleis, so dass wir einfach und schnell umsteigen konnten. In G. sahen wir, dass der Bus 93 um 15.30h nach Ritsem abfuhr, hatte Stefan noch Zeit, Bargeld zu beschaffen. Während dieser Zeit machte Julia die Bekanntschaft von Dietmar, einem Mitarbeiter der GfbV (Homepage), der sie über die Waldbrände in Lappland, u.a. im Muddus NP informierte und nebenbei einfließen ließ, dass er momentan keine feste Freundin habe.
Die Busfahrt nach Ritsem zog sich wegen Straßenbauarbeiten etwas hin, aber trotzdem schafften wir es um 19 Uhr zur Abfahrt des Bootes (keine Kunst, da das Boot immer auf den letzten Bus wartet). Unser erster Blick galt dem leeren Steg: Wo ist eWald?
Allein mit 4 Einheimischen fuhren wir über den stürmischen Akkastausee und hofften, dass das Wetter nicht für die nächsten Tage so bleiben würde. Auf der anderen Seite in Änonjalme wurden wir von Schwärmen von Schwarzfliegen begrüßt- wir hatten verdrängt, dass es soo schlimm ist!
Doch dank der neuen Kopfnetze von OR konnten uns die kleinen Viecher nichts anhaben und wir betrachteten durch den feinmaschigen Stoff den schönen Sonnenuntergang über dem See….
Wir schulterten unseren schweren Rucksäcke (Stefans wog immerhin 30 und Julias 20 kg) und machten uns auf den Weg. Wir hatten uns vorgenommen, es zumindest noch bis hinter die erste Brücke über den Vuojatädno hinter die Akkastugorna zu schaffen. Dort fanden wir gleich einen schönen Zeltplatz (C001), aßen Nudeln und schliefen recht schnell erschöpft ein.

Mi., 16.08.

Um ca. 8.30h wachten wir auf und aßen jeder unser Frühstück; noch im Schlafsack kochten wir Kaffee und für S. gab es Amaranthmüsli von Globi, während J. Schwarzbrot mit Nutella aß, das von S. mit neidischen Blicken verschlungen wurde. 2 Stunden später war das leidige Einpacken beendet und es ging auf dem Padj. Richtung Kisuris. Links von uns lag der gewaltige Akka, der an seiner höchsten Stelle immerhin 2015m hoch ist. Solange wir in Bewegung blieben, war es mit den Schwarzfliegen einigermaßen auszuhalten, doch sobald man nur kurz anhielt, ging nichts mehr ohne Netz!
Vorgenommen hatten wir uns für heute, bis ungefähr zur verfallenen Kisuriskatan zu laufen. Hinter der Brücke über den Sjnjovtjudisjahka muss man sich gleich links halten und entlang des Flusses wandern, um auf die Hauptroute der Sarekdurchquerung zu gelangen. Dieser Weg ist oft als kleiner, schmaler Trampelpfad sichtbar und zieht sich durch Fjell und teilweise kleine Sumpfabschnitte, wo er sich wie nach Furten oft verliert.
Leichter gesagt, als getan: Wir sind etwas zu spät abgebogen und mussten erst einen kleinen steilen Hügel (Bleibt der Weg etwa die ganze Zeit so?) überwinden, um auf den Pfad zu gelangen.
Entlang unseres Weges kann man im Süden erst den Sjpietjav (1041m) und etwas später den Gisuris (1664m) sehen. Glücklicherweise (für uns) waren auf dieser Etappe Furten und sumpfige Stellen ausgetrocknet, so dass wir sie ohne Mühe überwinden konnten.
Wir hatten uns noch nicht vollends an das Gewicht der Rucksäcke gewöhnt (gewöhnt man sich jemals daran?), so dass wir 3km vor Gisurisstugan beschlossen, die Etappe zu beenden, bzw. für heute aufzugeben.
Unseren Zeltplatz C002 fanden wir direkt am Fluss und fielen erschöpft auf die Isomatten, entschädigten uns mit Süßigkeiten, dösten kurz und machten uns wenig später Spaghetti Bolognese. Kurzzeitig konnten wir uns, da Wind wehte, über die Abwesenheit der Schwarzfliegen freuen, die jedoch, sobald dies aufhörte in Massen zurückkamen und über uns herfielen, so dass wir uns für den Rest des Abends im Zelt verkrochen.
Julia verarztete dort 2 Blasen an ihren Füßen, die sie wahrscheinlich wegen ihrer neuen noch nicht 100%ig eingelaufenen Hanwag Alaska Gore Schuhe bekommen hatte.
Stefan nutzte die Zeit, um seinen zerbrochenen Sea to Summit Göffel/Spark mit Pattex Powerknete („Go heavy!“) zu reparieren.
Aus dem Fenster des Zeltes konnten wir die recht hohe Spitze des Nijak (1922m) betrachten.

Do., 17.08.

Scheinbar schnell haben wir auch hier einen Rhythmus gefunden und wachen schon wieder um 8.30h auf. Der erste Schritt vors Zelt endete in einer Invasion von Schwarzfliegen. Beim morgendlichen Klogang musste es schnell gehen- die Viecher krabbeln in jede Körperritze und so lachte Julia sich kaputt, als sie Stefan in einiger Entfernung unter dem Exped Netzschlafsackbeutel ausfindig machen kann, den er zum Ganzkörpermückenschutz umfunktioniert hat…
Nach dem üblichen Frühstück verbunden mit dem üblichen Gebettel von S. („darf ich mal abbeißen…?), ging es um 11h los; der Niják zeigte uns grob die Richtung. Es war sehr schwül und der Himmel war bedeckt, bestes Schwarzfliegenwetter! Während des Laufens galt es beim Ausatmen kräftig zu schnauben, da man sonst Viecher einatmete.
Nach einiger Zeit sahen wir die verfallene Kisuriskåtan am Fluss liegen. Weiter ging’s auf Sicht Richtung Nijak querfeldein und kamen auf diesem Weg durch einige fast und ganz ausgetrocknete Flussbette. Es begann zu nieseln und leichter Wind kam auf, so dass wir bei der nächsten Rast die G1000 Hemden gegen unsere Softshells wechselten. Julia hat plötzlich Schmerzen in der Achillessehne, es ging aber weiter, weil auch der Weg relativ einfach war. Er führte am Fluss entlang, unterbrochen nur von kleineren Bächen, die wir jedoch von Stein zu Stein springend gut überwinden konnten, über leicht sumpfige Wiesen. Als die Wolken immer dunkler wurden und Stefan feststellte, dass von Norden eine Schlechtwetterfront heranzog, beschlossen wir, das Zelt am Fuße des Ruohtesvárásj am Ruohtesjavrásj (See) aufzubauen (C003). Da wir kein Seewasser trinken wollten, holte Stefan aus einiger Entfernung mit dem MSR Dromedar und 2 Siggflaschen frisches Wasser aus einer Quelle im Kantberget. Im beginnenden Regen bauten wir schnell das Zelt auf- keine Minute zu früh, denn als wir drin saßen, begann es heftigst zu regnen und auch der Wind frischte auf- im Zelt war es umso gemütlicher mit Fruchtsuppe, Tee und Schokolade.
Morgen soll es bis kurz hinter die Skarjabrücke gehen, hoffentlich hört der Regen auf, so dass wir einigermaßen trocken bleiben und auch die Furten nicht so tief werden!
Vor dem Zelt konnten wir eine Rentierherde mit fast 20 Tieren beobachten- eine Rentiermutter mir ihrem Jungen war besonders mutig und wagte sich sehr dicht ans Zelt heran.
Nach dem Abendbrot (Kartoffelbrei mit Salami und Knäcke) stellten wir unser Geschirr in den Regen, um es schon einmal einweichen zu lassen. Wenig später wurden wir auf schmatzende Geräusche aufmerksam und als wir den Reißverschluss des Zeltes öffneten, erwischten wir zwei Rentiere, die, erschrocken von dem Geräusch, schnell das Weite suchten, nachdem sie sich offenbar an unseren Essensresten gütlich getan hatten. Wir erinnerten uns an das letzte Jahr auf dem Padj., wo (vielleicht die gleichen?) Tiere Stefans Tevasandalen 30m vom Zelt weggeschleppt hatten.

Fr., 18.08.

Es hatte die ganze Nacht in Strömen geregnet- wo abends noch nichts war, bzw. ausgetrocknete Flussbetten, sprudelten nun Bäche. Julia machte sich große Sorgen wegen der bevorstehenden Furten und zählte vorsorglich die blauen Linien auf der Karte, um zu sehen, was uns (bzw. eher sie) erwartete.
Wir blieben länger in den Schlafsäcken und malten uns den ätzenden Zeltabbau im strömenden Regen aus. Irgendwann klärte es sich und wir nutzten die Gunst der Stunde, das Zelt im Trockenen abzubauen. Bewaffnet mit kompletter Regenmontur inkl. Gamaschen (J. auch mit Handschuhen), zogen wir los in Richtung Mikkastugan. J.s Achillessehne tat ziemlich weh, so dass sie immer ein Stück hinter S. zurückblieb und in einigem Abstand hinter ihm herhumpelte.
Nach kurzer Zeit gelangten wir an unsere erste richtige Furtstelle- hier gab es keine Steine, über die hätten hüpfen können. Wir zogen unsere Tevas an, suchten uns eine geeignete Stelle und hängten uns die Wanderschuhe um den Hals. Stefan machte den Anfang durch das etwas über kniehohe und arschkalte (eine Wohltat für die Achillessehne), recht stark strömende trübgraue Wasser. Das Flussbett bestand nur aus Sand ohne Steine, so dass keine Gefahr bestand, auszurutschen. Nachdem auch J. die Furt geschafft hatte, kam bald wieder Leben in die rotpinken Beine.
Weiter ging es am Hang des Boajsátjåhkkå. Wir trafen einen Schweden, der vorhatte, auf den Niják zu klettern. Komischerweise gab es heute keine Mücken oder Fliegen und auch der Regen hörte auf. Stück für Stück wurde es wärmer und auch die Sonne kam hervor, so dass unsere Gorejacken zur Sauna wurden.
Kurze Zeit später gab es eine recht steinige Furt durch den Boaisájågåsj. S. sprang mit Schuhen von Stein zu Stein, weil J. Angst hatte, auszurutschen, zog sie die Gamaschen an.
Der weitere Weg war nicht sehr schwer, oft steinig mit Geröllfeldern, aber auch mit sumpfigen, matschigen Wiesenabschnitten. Je mehr wir ins Skarjatal hineinkamen, desto heißer wurde es und die Sonne schien schön. (Jacke ausgezogen, RV der Regenhosen aufgemacht)
Beim nächsten kleinen Bach sprang Stefan wieder über die Steine- als Julia es ihm gleichtun wollte, rutschte sie aus und lag wie ein Käfer auf dem Rücken. Aus eigener Kraft war an Aufstehen nicht zu denken und S. erbarmte sich schließlich und zog sie am Schlafittchen hoch- netterweise ohne vorher ein Foto zu machen.
Mikkastugan war aus der Ferne schon zu sehen und wir trotteten, das Ziel vor Augen, zu den 3 sichtbaren Häuschen. Unseren Müll konnten wir dort nicht loswerden, weil dies verboten ist, um den „traffic“ einzudämmen. In einem kleinen Häuschen befand sich das von Solarzellen gespeiste Nottelefon, in einem anderen ein Klo und das dritte schien die alte Forschungsstation zu sein.
Dort wollten wir nicht direkt zelten, weil uns schon jemand zuvorgekommen und das Wasser nicht gut erreichbar war. Wir liefen über die Brücke und fanden einige hundert Meter weiter in der Nähe eines kleinen Baches einen windigen Zeltplatz (C004), wo wir uns gut waschen konnten.

Sa., 19.08.

Morgens wurden wir von Sonnenschein und strahlend blauem Himmel geweckt, so dass wir in aller Ruhe packen konnten. Zunächst verlief der Weg einfach, wir querten den Mántujågåsj springend. Etwas später kamen wir zu einer weiteren Furt über den Tjågnårisjågåsj, die etwas schwieriger war und wir suchten länger nach einer geeigneten Stelle. Das Wasser strömte kräftig, war ein wenig höher als kniehoch und der Untergrund sehr uneben und sehr steinig. S., ganz Gentleman, ging zuerst, brachte seinen Rucksack auf die andere Seite und ging dann hinter J. her, um sie im Notfall stützen zu können. Anschließend gabelte sich der Weg und wir hielten uns rechts, südlich in Richtung Låddebákte. Unterwegs machten wir eine herrliche Pfannkuchenpause in schönster Sonne- geniales Wetter und keine Viecher! Nun ging es langsam etwas bergauf und der Weg wurde am Westhang des Bielatjåhkka anstrengender. Wir gelangten auf ein kleines Plateau (Spökstenen), welches einen hervorragenden Ausblick auf den Fluss bot und wir konnten uns nicht satt sehen. Fast eine Stunde saßen wir herum und aßen Blaubeeren- wie romantisch wäre es, hier abends an einem kleinen Lagerfeuer zu zelten (Feuerstelle vorhanden).
Leider mussten wir weiter, da wir uns den Snávvájávvre, einen See am Fuße des Låddebákte als Ziel vorgenommen hatten. Der Weg von Spökstenen erwies sich als sehr schwer- steil und lästig- und auch gefährlich, zumindest bei Nässe. Über Geröllbrocken ging es steil, teilweise auf allen Vieren, langsam voran- der bisher anstrengendste Abschnitt, auf dem man sich keinen Fehltritt erlauben darf. Auf halbem Weg trafen wir einen Bremer aus Bayern, mit dem wir kurz Erfahrungen über die Tourabschnitte austauschten. Nach seinem Bericht verabschiedeten wir (oder Julia) uns von dem Plan, über die Berge zum Skierffe zu wandern.
Endlich oben, mussten wir erstmal kurz verschnaufen und stolperten über eine mondlandschaftähnliche Ebene weiter. Gleich am Anfang des Sees fanden wir einen Platz, auf den das Zelt gerade eben passte (C005). Sofort sprangen wir ins Wasser, um ein Bad zu nehmen. Anschließend wuschen wir noch unsere Wäsche und stellten fest, dass wir tagsüber ziemlich braun geworden waren. Natürlich hatten wir keine Sonnencreme mit, da wir in keinster Weise mit diesem Wetter gerechnet hätten…

So., 20.08.

Gemütlich standen wir auf und ließen uns Zeit mit dem Frühstück- wie jeden Morgen starrte Stefan neidisch auf Julias Nutellabrot in der Hoffnung, einen Bissen zu ergattern.
Zunächst ging es an der Südseite des Sees bergauf und stießen in 1066m Höhe auf eine kleine Gruppe Rentiere, die sich auf einem Steinplateau sonnte. Von dort hat man einen großartigen ersten Blick aufs Rapadalen, das glitzernd im Sonnenlicht vor uns lag.
Der Abstieg am Bach entlang war recht steil und durch den trockenen Sand sehr rutschig, so dass man sich schlitternd und an Birken festhaltend abwärts bewegt, Stefan kurzzeitig auch auf dem Hosenboden.
Beim Furten (Julia mit Gamaschen, Stefan hüpft von Stein zu Stein) über den Jilájåhkå tat Julias Achillessehne besonders weh, Stefan wäre beinahe ausgerutscht…
Nach der Furt sind wir fälschlicherweise ein Stück zu weit am Berg entlanggelaufen, weil Julia einen großen Stein gesehen hatte, auf dem sie unbedingt pause machen und ihre Schuhe ausziehen wollte. Wir hätten uns abwärts in Richtung Skårkistugan halten müssen und von da aus parallel am Ufer entlang. So verlor sich der kleine Pfad, dem wir anfangs gefolgt waren und wir kämpften uns bergab, durch brusthohes, zum Glück trockenes Gestrüpp, wobei wir immer wieder in Löcher im Boden traten. Die Luft war dennoch feucht und wir hatten Visionen von Vietnam vor unserem inneren Auge.
Recht dicht am Ufer gab es dann teilweise sehr matschige und schlecht sichtbare Pfade;
Der Bayer aus Bremen hatte uns erzählt, dass er sich im Rapadalen an den falschen Pfad gehalten hatte, der wohl von den Rentieren benutzt würde und er teilweise hüfthoch im Wasser verschwunden war und bei dieser Gelegenheit seine Kamera und Streichhölzer beschädigt habe.
Aufgrund von Julias Achillessehne liefen wir nur bis zu einem kleinen See (C006), wo unser Zelt gerade so Platz hatte. Hier war eine Feuerstelle, wo wir abends Bannock mit Salami, und Tomatensuppe aßen.

Mo., 21.8.

Gegen 8.15h standen wir auf- der Himmel war hellblau ohne ein Wölkchen- wir hatten wirklich Glück!
Die Nacht war frischer gewesen, was durch das feuchte Klima im Rapadalen kam. Das Zelt war zum ersten Mal voller Kondens.
Um 10.30h strumpelten wir los, bis zu einer kleinen Furt, die wie in üblicher Manier (J. mit Gamaschen, Stefan mit Können) meisterten.
Nach einiger Zeit trafen wir zwei nette Schweden, die uns auf einen Elch hinwiesen, der sich in 500 Metern auf einer Wiese befinden sollte. Gespannt und leise gingen wir weiter, um endlich mal einen Elch zu sehen!
Er/ Sie lag tatsächlich auf der Wiese und ließ sich von uns in keinster Weise stören, so dass wir uns mit dem Fotografieren zeit lassen konnten.
Kurz darauf gab es eine größere Furt, wo Gamaschen und Können nicht langten, so dass wir die Tevas zu Hilfe nahmen.
In der Ferne sahen wir schon den Lulep Spatnek, der unser heutiges Tagesziel werden sollte.
Kurz vorher stießen wir auf erste Zeichen der Zivilisation in Form von Bohlenstiegen, mit denn die Moorflächen geschont werden sollen. Hierher gelangen anscheinend auch Tagestouristen.
Wir liefen um den Lulep und suchten einen geeigneten Zeltplatz, wurden aber leider nicht fündig, weil keine geeignete Wasserstelle in der Nähe war. So machten wir erstmal eine Stunde Pause, dösten und aßen Blaubeeren, bevor wir noch ein Stück weitergingen.
2,5km gingen wir noch und fanden einen Bach, in dem wir nach dem Zeltaufbau badeten und unsere Kleidung wuschen. Das Abendprogramm bestand aus essen und lesen.

Die., 22.8.

Heute hatten wir nur eine kurze Etappe bis zum Bootsanleger am Nammatj vor uns, gegen 9.30h liegen wir schon los auf dem Trampelpfad. Nur einmal mussten wir einen Bach überqueren, dies gelang uns mithilfe einer als Brücke dienenden umgestürzten Birke schnell. Wir verliefen uns einmal kurz in einem Sumpfgebiet, weil wir einer falschen Fährte gefolgt waren, anstatt am Fluss weiterzulaufen.
Am Bootsanleger entfachten wir ein kleines Feuer und vernichteten die Reste unseres Pfannkuchenvorrates.
Das Boot selber muss per Funkgerät geordert werden, welches in einem Briefkasten an der Infotafel liegt (Anleitung ist dabei). Montags fährt kein Boot, an den anderen Tagen kommt der Fahrer um 10 und 17 Uhr, wenn man ihn ruft.
Nach mehrmaligen erfolglosen Funkversuchen erreichten wir den Fahrer endlich, der uns und einige Tageswanderer nachmittags abholte und nach Aktse brachte. Es regnete während der Überfahrt. Tschüß Sarek L !!!
Vom Boot aus hatten wir einen guten Blick auf den Skierfe, den wir am folgenden Tag erklimmen wollten.
Vom Anleger bis Aktse war es ca. 1km zur Fjellstation, wo wir uns einen Zeltplatz für 60 Kronen mieteten. Zudem genossen wir eine (sehr kalte) Dusche (zumindest Wasser von oben!) und Nachschub an Süßigkeiten.

Mi., 23.8.

„Ruhetag“- Tageswanderung zum Skierfe

Heute sollte es auf den Skierfe gehen. Nur mit Kamera und einer Siggflasche ausgerüstet, kletterten wir 1km des Kungsleden hoch, um von dort aus 6km bis zum Skierfe zu laufen. Es war mal wieder grandioses Wetter und sehr heiß- die Sicht würde fantastisch sein! Dank unseres leichten Gepäcks kamen wir ungewohnt schnell voran und erreichten nach 2,5h den Skierfe, eine Wohltat- doch es sollte sich noch als Fehler erweisen, dass wir mit Gewicht, und somit an Wasservorräten gegeizt hatten…
Da es sehr trocken war, mussten wir unseren einen Liter Wasser sehr rationieren und wir fühlten uns bald sehr ausgetrocknet.
Auf dem Gipfel bot sich uns eine grandiose Aussicht, die die Strapazen der bisherigen Strapazen der Tour verdrängte. Julia war froh, dass sie trotz des schmerzenden Fußes entschlossen hatte, mitzugehen.
Stefan machte viele Bilder- beim bäuchlings Lehnen über dem Abgrund beschleicht einen schon ein mulmiges Gefühl!
Julia nutzte die Höhe für Telefongespräche mit ihrer Mutter und der Arbeit und auch Stefan sandte ein Lebenszeichen in die Zivilisation.
Auf dem Rückweg suchten wir eine Wasserquelle, doch alles schien ausgetrocknet. Wir schwelgten in Gedanken an kühlen Orangensaft und Cola mit Eis…
Kurz unterhalb des Skierfe fanden wir eine kleine Quelle.
Schnell ging es zurück- Julia hielt trotz Schmerzen tapfer durch (die finnischen Gene, die man entweder „Kampfgeist“ oder „Sturheit“ nennen kann).
In Aktse wartete wieder die kalte Dusche. Wir beschlossen, noch eine Nacht dortzubleiben. Da wir unser ganzes Geld bereits verschleudert hatten, tauschten wir bei der „Hüttenmutter“ 60 Euro in Kronen um.

Do., 24.8.

Morgens um 9h fuhr über das Boot über den Laithaure nach Laitaure zum Kungsleden. Dort befand sich ebenfalls ein kleiner Zeltplatz in einem Gatter (erinnert an Jurassic Park).
Der hier verlaufende Kungsleden war so einfach und breit, dass wir sehr schnell vorankamen und begannen, Witze über Kungsledenwanderer zu reißen.
Die Strafe sollte jedoch bald in Gestalt eines überaus nervigen Anstiegs folgen, der uns schnell die nur noch spärlich vorhandenen Kräfte raubte (Bårddegiehtje). Von dort liefen wir am Hang des Berges weiter und entschlossen uns, in der Nähe der Brücke über den Jåkkejågåsj zu zelten. Wir wuschen Wäsche im Bach und aßen ordentlich Blaubeeren mit Fruchtsuppe.
Dies sollte unsere letzte Nacht im richtigen Fjell sein und wir wurden etwas wehmütig. Die Aussicht ins Tal war sehr schön.
Nachts bekam erwachte Julia mit Fieber und Durchfall, Ursache unbekannt. Trotzdem müssen wir am nächsten Tag weiter- ihr graute davor!

Fr., 25.8.

Julia ging es noch total beschissen- ohne Frühstück sollte es losgehen. Ihr war so übel, dass sie nichts essen mochte.
Stefan baute das Zelt ab und lud seinen Rucksack so voll, dass Julias erheblich leichter wurde. Mit vielen Pausen schleppte sie sich voran und kämpfte sich mit dem Gedanken voran, in der Partestugan Cola kaufen zu können. Doch dieser Traum wurde nicht erfüllt- die Hütte war geschlossen! Es sah aber auch nicht so aus, als könnte man bei geöffneter Hütte Lebensmittel erwerben.
Noch 18 km bis Kvikkjokk! Ca. 5km sollten es heute noch werden- wir nahmen uns den letzten großen See vor dem Ort als Etappenziel vor. Dieser Kungsledenabschnitt war wirklich langweilig und auch sehr steinig. Oft kaputte Bohlen lagen an Stellen, an denen sie nicht gebraucht wurden.
An einer Brücke trafen wir Marc und Bettina aus Hannover und kamen mit ihnen ins Gespräch. Beim Stichwort Sarek wurde Marc hellhörig und wollte mehr Informationen. Wir staksten schließlich weiter und nahmen die erste Zeltmöglichkeit am See (Stuor Dáhtá). Julia verkroch sich sofort ins zelt und schlief ein, während Stefan den Ausblick auf den See genoss und Sterntaucher beobachtet und sich innerlich vom Fjell verabschiedete.

Sa., 26.8.

Julia ging es viel besser. Die letzte Etappe war einfach und im Vergleich zum Sarek natürlich langweilig und streckte sich dadurch. Insgesamt kamen wir gut voran und erreichten Kvikkjokk gegen Mittag. Dort aßen wir im Reataurant wie im letzten Jahr einen Hamburger und tranken Cola und Kaffee und aßen Kuchen.
Wir trafen die Südtiroler und Marc und Bettina wieder.
Um 17h nahmen wir den Bus nach Jokkmokk, wo wir um kurz vor 19h ankamen. Dort stürmten wir in den Supermarkt, um uns mit Leckereien für den nächsten Tag einzudecken.
Auf dem Campingplatz bekamen wir die gleiche Hütte wie im letzten Jahr und verbrachten die restliche Zeit mit Essen, Ausrüstungs- und Körperpflege.

Montag ging es mit dem Nachtzug wieder nach Stockholm, wo Stefan 5 Outdoorläden besichtigte, bis Julia keine Lust mehr hatte, in anderen Läden zu gucken…

Fazit:

Geniale Tour- allerdings hatten wir mehr als Glück mit dem Wetter- die Tour kann wohl auch anders verlaufen.
Es gab keine Schwierigkeiten, die man nicht durch Zähne zusammenbeißen ausblenden konnte.
Der Sarek sieht uns wieder- vielleicht auch im Winter!

zu den Bildern…